Familie und Leben mit der Dialyse
Hallo, mein Name ist Martina W., ich bin 1969 in Berlin geboren und
seit Sommer 1998 dialysepflichtig. Von meiner Nephropathie mit zwangläufig
eintretender terminaler Niereninsuffizienz erfuhr ich Mitte 1997, als direkte Folge
meiner Einstellungsuntersuchung bei der Fa. Nestle (Hamburg), wo ich gerade eine neue
Stelle als Leiterin des mikrobiologischen Labors angefangen hatte.
Vor mir türmte sich von heute auf morgen ein unbeschreiblich großer Berg auf - und
ich wusste ich muss da rauf - und das obwohl ich nicht die geringste Ahnung vom
Bergsteigen hatte. Nach einer anfänglichen Verdrängungsphase fiel ich in das
berühmte schwarze Loch. Aus dem kam ich mühsam, aber dennoch stetig wieder zum Vorschein
und mir wurde klar, dass ich so gut wie nichts über die Dialyse wusste.
Dachte ich an Dialyse, kamen mir diese schrecklich bemitleidenswerten blasen Menschen in den Sinn, die wir alle aus den Fernsehen kennen. Ich entschloss mich den Berg zu erglimmen und ich bekam viel Hilfe und merkte schnell, dass ich nicht allein war. Ich informierte mich intensiv, immer mein inneres Gleichgewicht im Hinterkopf, mittels Fachliteratur und Internet, wobei mein Nephrologe Dr. Mees mir tatkräftig dabei zur Seite stand. Geduldig beantwortete er mir Fragen, zeigte mir sowohl die Haemodialyse als auch die Bauchfelldialyse und brachte mich mit anderen Patienten in Kontakt, um unterschiedliche Standpunkte kennen zulernen. Als im Sommer 1998 die Dialysepflicht eintrat, wusste ich genau was ich wollte und konnte meine Interessen gut vertreten. Ich hatte mich für die Bauchfelldialyse mit einem System der Fa. Baxter entschieden. Am Freitag wurde der Katheder im Humbold Krankenhaus gelegt, am Montag verließ ich das Krankenhaus und besuchte es ambulant in der folgenden Woche zum PD-Training. Nach 14 Tagen konnte ich wieder von Berlin nach Hamburg pendeln und voll berufstätig sein. Nach drei Monaten manueller Dialyse, stieg ich auf die automatische Nachtdialyse mit einem Cycler (Homechoice) um. Trotz Dialyse war es mir möglich beruflich tätig zu sein, Sport zu betreiben und auch sonst das Leben einfach zu genießen sicher sogar bewusster als vorher.
Dinge, die mir widerstreben, verschiebe ich aufs nächste Leben
Hallo, mein Name ist André W., ich bin 1968 in Berlin geboren und seit
Sommer 1997 als Angehöriger mit der Dialyse konfrontiert. 1997 erfuhren wir von der - Nephropathie -
meiner Frau Martina W. mit zwangläufig eintretender terminaler Niereninsuffizienz.
Da ich als Diplom-Ingenieur für medizinische Physik in der Strahlentherapie eines Berliner
Krankenhauses tätig bin, waren mir Schicksalsschläge anderer Menschen nicht ganz unbekannt.
Nun aber sah die Sache ganz anders aus... Ich konnte nicht nach Feierabend die emotionale
Tür schließen, was man als Angestellter einer Strahlentherapie unweigerlich zum Selbstschutz
tun muss. Ich wurde plötzlich und völlig unvorbereitet in meiner engsten Nähe damit konfrontiert.
Ich fühlte mich, wie in einem schlechten Traum!! Ich wollte meiner Frau aktiv helfen, merkte
aber schnell, dass mir Grenzen gesetzt waren. Ich wusste kaum etwas über Dialyse, geschweige
denn über die Begleitumstände. Da ich ein "technisches Spielkind" bin, bot sich das Internet
an. Parallel fragte ich meine ärztlichen Kollegen, welche mich ehrlich, aber menschlich
informierten. Nach dem Motto alles kann, aber nichts muss, gab ich diese Informationen in
homöopathischer Dosierung an meine Frau weiter. Also konnte ich die jeweilige Situation
immer gut einschätzen, und wusste genau wann ich sie mal wieder überreden musste ein gastliches
Krankenhaus aufzusuchen. Mit der Zeit wurde mir bewusst, dass auch meine Anwesenheit und mein
Zuhören viel helfen. Ich versuche überall dort, wo ich gebraucht werde, beizustehen. Zum
Glück ist meine Frau ein sehr positiv denkender Mensch geblieben, was die Situation sehr
erleichtert. Wir haben die chronische Nierenerkrankung meiner Frau in unser Leben integriert
und genießen letzteres sehr viel bewusste als vorher.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Erfahrungsbericht (März 2003) liegen bei den Autoren (Martina und André W.). Wenn Sie Fragen zu unserer Geschichte haben, können Sie über das Email-Icon mit uns Kontakt aufnehmen.